Ölpreise auf neuem Zwölf-Jahres-Tief
Der Versuch einer Stabilisierung des Ölpreises vom Vortag fand am Mittwoch ein jähes Ende. Gegen Mittag kostete ein Barrel der Nordseesorte Bar zur März-Lieferung 28,14 US-Dollar, das war gegenüber dem Vortag ein Verlust von 64 Cent. Bei der amerikanischen Sorte WTI war sogar ein Verlust von 82 Cent für die Lieferung im Februar zu beobachten, der Preis pro Barrel lag bei 27,64 Dollar.
Preisverfall bei US-Rohöl
Bei US-Rohöl rutschte der Preis pro Barrel zeitweilig auf 27,32 Dollar, das war der tiefste Stand seit mehr als zwölf Jahren. Die starken Verluste sind in der Aussicht auf steigende Ölreserven in den USA begründet. Die Lagerbestände sind bereits hoch; Experten vermuten, dass sie in den vergangenen Wochen um ungefähr 2,75 Millionen Barrel angestiegen sind. Am Donnerstag wird die US-Regierung die offiziellen Daten veröffentlichen.
Zu hohes Angebot an Rohöl
Angus Nicholson, Rohstoffexperte vom britischen Handelshaus IG Group, spricht von negativen Aussichten am Ölmarkt. Die Gründe dafür liegen in
- steigenden Ölreserven
- Überangebot an Rohöl
Die Internationale Energieagentur IEA warnte am Dienstag davor, dass der Ölmarkt am Überangebot ertrinken könnte. Die Organisation Erdöl exportierender Länder (Opec) konnte nach der Talfahrt des Ölpreises an den vergangenen Handelstagen eine Erholung ihres Preises für Rohöl verzeichnen. Das Sekretariat der Opec meldete am Dienstag einen Korbpreis von 23,85 US-Dollar pro Barrel, gegenüber dem Montag war das ein Plus von 27 Cent. Der Korbpreis der Opec wird auf der Basis der zwölf wichtigsten Ölsorten des Kartells berechnet.
Ölbranche geht von steigenden Preisen aus
Die Ölbranche gibt sich trotz der neuen Tiefstände des Ölpreises optimistisch und geht von einem künftigen Anstieg der Rohölpreise aus. Der Ölminister der Vereinigten Arabischen Emirate, Suhail Al Mazrouei, sprach gegenüber Journalisten von einer Frage der Zeit. Auch Mario Mehren, Chef des Erdöl- und Erdgasproduzenten Wintershall, ist von einem künftigen Anstieg des Ölpreises überzeugt. Diese Hoffnung ist in
- teurer Förderung in Ländern außerhalb der Opec angesichts der billigen Ölpreise, die nicht mehr rentabel ist
- damit verbundenem Rückgang des Angebots auf dem Weltmarkt
begründet. Länder, die nicht in der Opec organisiert sind, müssen viel Geld für die Förderung von Erdöl investieren, das lohnt sich bei den niedrigen Ölpreisen nicht. Auf Dauer könnte das Angebot wieder zurückgehen, doch wie die Internationale Energieagentur einschätzt, könnte es bis zum Eintritt dieses Effekts noch einige Zeit dauern. Die Experten der Internationalen Energieagentur rechnen in der ersten Hälfte des Jahres 2016 mit einem Überangebot von 1,5 Milliarden Barrel Öl pro Tag.